«Die Patientin weiss, dass sie hier die für ihren Fall geeignetste Behandlung und Therapie erhält»
Das BrustCentrum Zürich, Kooperations-Partner des ZIO, ist frisch zertifiziert. Was das für die Brustkrebspatientin bedeutet.
Die Deutsche Krebsgesellschaft DKG und die Krebsliga Schweiz stellen für Medizinische Fachzentren Zertifikate aus. Wie man ein solches Zertifikat erlangt, welche Kriterien es zu erfüllen gilt und was eine Patientin aus einer entsprechenden Auszeichnung schliessen kann, erklärt die Leitende Onkologin am ZIO Zürich, Dr. med. Valeria Milani im Interview.
Frau Milani, das BrustCentrum Zürich am Spital Zollikerberg und an der Zürcher Privatklinik Bethanien ist zertifiziert durch die Deutsche Krebsgesellschaft und die Krebsliga Schweiz. Was bedeutet das?
Valeria Milani: Das bedeutet, dass das BrustCentrum durch sogenannte Auditorinnen und Auditoren aufgesucht worden ist und diese unter anderem die Einrichtung, die Fachkräfte und die Arbeitsweise genau untersucht haben. Nur, wenn eine ganze Reihe von Kriterien erfüllt sind, erhält man eine entsprechende Zertifizierung.
Können Sie uns ein paar konkrete Beispiele machen?
Valeria Milani: Zu den Qualitätskriterien, die zu erfüllen sind, um als Brustzentrum zertifiziert zu werden, gehören etwa Anforderungen an die behandelnden Personen. So müssen genügend sogenannte Breast Care Nurses angestellt sein. Solche Pflegefachfrauen sind spezialisiert in der Betreuung von Brustkrebspatientinnen, wissen zum Beispiel sehr gut Bescheid in der Nachsorge nach Operationen oder sind besonders ausgebildet in der emotionalen Unterstützung.
Es gibt bestimmt auch Anforderungen an die Ärzteschaft?
Valeria Milani: Eine ganze Menge! Es wird vorgeschrieben, wie viele Spezialist*innen von welcher Fachrichtung im Brustzentrum eingebunden sein müssen: Onkologen, Radiologinnen, Radio-Onkologen, Chirurginnen, auf Fragen von Krebs und deren Behandlung spezialisierte Psychologen, Pathologinnen, Fachärzte im Bereich Palliativmedizin. Um sicherzustellen, dass es erfahrene Ärztinnen und Ärzte sind, wird eine Mindestzahl an behandelten Fällen verlangt. Es wird auch überprüft, ob sie sich regelmässig in den entscheidenden Fachgebieten weiterbilden. Und es gibt Vorgaben über die Art und Weise der Zusammenarbeit dieser divers spezialisierten Ärzteschaft.
Können Sie mehr zu dieser Zusammenarbeit sagen?
Valeria Milani: An Tumorboards, wie diese Treffen heissen, kommen die Fachleute regelmässig zusammen. In unserem Fall finden diese interdisziplinären Sitzungen jede Woche statt. Am Tumorboard werden die aktuellen Fälle detailliert besprochen. Einzeln werden die Befunde erläutert, es werden leitlinienkonform individuelle Therapieempfehlungen ausgesprochen, der Verlauf jeder Behandlung wird überprüft. Alles im Konsens, laufend nachjustiert und detailliert protokolliert.
Wie sehr ins Detail gehen die Vorgaben über die Prozessabläufe?
Valeria Milani: Ich versuche, das am Beispiel eines Patientinnenfalles zu erläutern. Eine Frau, bei der der Verdacht auf einen Brustkrebs besteht, wird dem Brustzentrum zugewiesen. Im Rahmen der Zertifizierung wurde überprüft und belegt, dass diese Frau bei möglichst wenigen Besuchen alle notwendigen Untersuchungen machen kann. Dass ihr sehr schnell der genaue Befund mitgeteilt wird und sie im erfreulicheren Fall weiss, dass sie sich nicht weiter Sorgen machen muss. Und es ist sichergestellt, dass die Frau im unerfreulichen Fall eines positiven Krebsbefundes innerhalb vorgegebener Fristen mit allen notwendigen Behandlungen beginnen kann.
Eine solche Zertifizierung hat für eine Brustkrebspatientin also eine hohe Aussagekraft?
Valeria Milani: Ganz generell ist es der Nachweis, dass das BrustCentrum höchste Qualitätsansprüche erfüllt. Die Patientin weiss, dass sie an diesem Ort die für ihren Fall geeignetste Behandlung und Therapie erhält, stets auf dem neusten Stand der Forschung. Im Falle einer Brustoperation beispielsweise kann sich die Patientin sicher sein, dass sie von einem nachgewiesenermassen routinierten Chirurgen operiert wird. Die Auditoren haben das überprüft. Zu wissen, dass da jemand ist, der, wenn es nicht zwingend ist, nicht einfach die Brust entfernt, sondern sehr viel Erfahrung hat im Erhalt von möglichst viel Gewebe, ist für eine Patientin von immenser Bedeutung.
Das BrustCentrum hat das Zertifikat erhalten. Es ist also alles sehr gut?
Valeria Milani: Ja. Die gestellten Ansprüche wurden alle erfüllt. Natürlich ist es unser Bestreben, stets besser zu werden. So haben wir uns das Ziel gesetzt, noch intensiver zu arbeiten im Bereich Studienteilnahme. Wir möchten unsere Erfahrungen und Erkenntnisse weitergeben und im Rahmen von gemeinsamen Studien mit anderen Brustzentren und spezialisierten Kliniken einen Beitrag zur aktuellen Forschung leisten. Gleichzeitig ist es uns ein Anliegen, die Zusammenarbeit über unsere Zentrumsgrenzen hinaus bewusst zu pflegen.
Dr. med. Valeria Milani
Leitende Onkologin am ZIO Zürich