Immunsystem: Das Wichtigste über die neue Immuntherapie

Wie reagiert das menschliche Immunsystem auf entstehende Tumore? Und was hat es mit der neuen Immun-Therapie gegen Krebs auf sich?

Sie ist in aller Munde: Die Immuntherapie gegen Krebs. 2018 erhielten die Forscher, welche die Grundlagen dafür entdeckten, den Nobelpreis und aktuell werden neue Medikamente eingesetzt. Die Therapie sorgt für viele Fragen und grosse Hoffnungen. Der Onkologe Dr. med. Albrecht Kretzschmar vom Zentrum für Integrative Onkologie ZIO in Glarus, sagt: «Die immunonkologische Therapie funktioniert bei bestimmten Krebsarten oft sehr gut. Bei anderen jedoch wirkt sie leider nicht.» Bei Melanomen und anderen Hautkrebsarten beispielsweise sei die Therapie oft wirksam. In den meisten Fällen von Brust- oder Darmkrebs könne sie aber nichts ausrichten.

«Das liegt daran, dass es bei der Entstehung von Hautkrebs zu sehr vielen Mutationen in den Zellen kommt und das Immunsystem darum die Krebszellen relativ gut erkennen kann. Bei anderen Krebsarten wie Darmkrebs trifft das nicht zu», so Kretzschmar.

Wie das Immunsystem auf Krebszellen reagiert

Der entscheidende Punkt liegt dort, wo das Immunsystem eine Krebszelle erkennt – oder eben nicht. «Unser Immunsystem kann theoretisch Dinge, die nicht zu unserem Körper gehören, erkennen und bekämpfen. Damit das Immunsystem keine körpereigenen Zellen angreift und damit Autoimmunerkrankungen auslöst, gibt es eine Art ‘Bremse’, die wenn nötig zum Zug kommt und die Immunreaktion abschwächt», erklärt Kretzschmar. Das Problem bei Krebs: Die Tumore entstehen aus körpereigenen Zellen. Deshalb wirkt hier die «Bremse» und das Immunsystem reagiert anfangs nicht.
Bei bestimmten Krebsarten gibt es beim Tumorwachstum viele Mutationen, sodass die Krebszellen mit der Zeit den körpereigenen Zellen immer weniger gleichen. – Eine gute Voraussetzung, dass Immunzellen wirksam werden. Wenn nun mit den Medikamenten der immunonkologischen Therapie noch die beschriebene «Bremse» gelöst wird, kann es sein, dass die Krebszellen nachhaltig zerstört werden.
Bei solchen Krebsarten mit vielen Mutationen funktioniert die Therapie also entsprechend gut, wenn auch nicht bei allen Menschen, da nicht jeder Körper in der gleichen Weise auf eine Therapie reagiert. Schlägt die immunonkologische Therapie jedoch an, hilft sie meist für sehr lange Zeit – manchmal sogar dauerhaft. «Das ist auch der Grund, weshalb die Therapie so vielversprechend ist», sagt der Onkologe Kretzschmar.

«Manchmal funktioniert die Therapie allein recht gut. Manchmal wirkt sie besonders gut in Kombination mit einer Chemotherapie oder einer anderen gezielten Therapie.»

Kaum wirksam bei Brust- und Darmkrebs

Bei Krebsarten, die weniger Mutationen machen, wirkt die immunonkologische Therapie nach aktuellen Erkenntnissen jedoch kaum. «Bei Brust- und Darmkrebs wurde die Wirkung schon relativ gut untersucht, da nützt diese Therapie leider wenig. Weitere Studien für andere Krebsarten laufen noch», so Kretzschmar.
Natürlich, betont der Onkologe, sei die immunonkologische Therapie nicht immer ohne Nebenwirkungen. «Sehr viele Patientinnen und Patienten vertragen die Therapie sehr gut und spüren kaum Nebenwirkungen. Im Vergleich zur Chemotherapie treten Nebenwirkungen sogar eher selten auf», so Kretzschmar. Jedoch bestehe das Risiko, eine Autoimmunerkrankung zu erwerben, weshalb Kretzschmar Patientinnen und Patienten sehr ans Herz legt, sich unbedingt bei den Behandelnden zu melden, wenn sie etwas Ungewöhnliches bemerken.

Mehr zu Chemotherapie und das Immunsystem finden Sie hier.

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